Mediennutzung
Das Internet ist das meistgenutzte Medium in der Schweiz. Durchschnittlich ist die Schweizer Bevölkerung vier Stunden täglich online. Damit wird es mehr genutzt als das Fernsehen mit 2,5 Stunden, das Radio mit 1,5 Stunden und Printmedien mit 30 Minuten täglich.
Das Smartphone ist zum ständigen Begleiter im Alltag geworden. Das digitale Sackmesser unterstützt uns in vielen alltäglichen Aufgaben. Rund 90 % der Schweizer Bevölkerung besitzt einen Internetanschluss. Davon besitzen 98 % der Personen ein Smartphone, 39 % besitzen einen Laptop und 31 % besitzen ein Tablet.
Der praktische Helfer kann aber auch zum Störenfried werden. Mit dem Aufkommen des Internets und der damit verbundenen Möglichkeiten entstanden auch neue Formen von Verhaltenssüchten und Missbrauchsarten. Laut einer Studie bezeichnet sich jeder Vierte als smartphonesüchtig. Diese Seite soll über die Nutzung des Internets und über die Folgen davon informieren.
Die häufigsten Tätigkeiten am Smartphone
- Suchen von Kontakten, Adressen und Öffnungszeiten
- Kommunikation
- Navigation
- Recherche zu bestimmten Themen
- Musikhören
- Videokonsum
- Social Media
- Gaming
Umfrageergebnisse
Im Rahmen dieser Webseite wurde eine nicht repräsentative Umfrage mit rund 100 Teilnehmenden durchgeführt. Ein Drittel der Teilnehmenden ist sich nicht sicher, ob sie eine problematische Nutzung von Onlinemedien aufweisen.
Die meisten Smartphonenutzer beginnen den Tag mit ihrem Smartphone und gehen auch damit schlafen. Die Nutzer brauchen das Handy als Wecker oder checken nach dem Aufstehen die Benachrichtigungen. Diese sind am häufigsten auf Social Media Benachrichtigungen von Apps wie WhatsApp oder Instagram. Im Durchschnitt werden die Smartphones drei Stunden täglich genutzt.
Die beliebtesten Apps
- Youtube
- Google Maps
- Spotify
- Snapchat
Auch bei den Eltern steigt die Bereitschaft, ihren Kindern ein Smartphone oder Tablet abzugeben. Ein Viertel der 6-/7-jährigen hat ein eigenes Tablet. Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft stellte in der JAMES-Studie folgende fünf Nutzertypen auf:
Unterhaltungsorientierte
Unterhaltungsorientierte nutzen Medien in erster Linie, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie nutzen überdurchschnittlich den TV und sind gerne auch inaktiv und sitzen nur rum. Sie nutzen sehr häufig Social Media.
Analoge
Analoge nutzen überdurchschnittlich oft klassische analoge Medien wie Bücher. Sie besuchen Museen, schreiben Briefe oder gehen in die Bibliothek. Auch Theaterbesuche gehören zu den Tätigkeiten dieses Segments. Dieser Typ trifft sich weniger oft mit Freunden und geht weniger häufig an Partys oder in Nachtclubs. Analoge nutzen das Internet unterdurchschnittlich oft und spielen weniger häufig Videogames.
Informationsorientierte
Informationsorientierte nutzen ihre Devices überdurchscnittlich oft, um sich über Wissenswertes zu informieren. Sie nutzen oft Wissensdatenbanken wie Wikipedia und lesen häufig News online und analog. Sie besuchen Mediatheken von Fernsehsendern. Sie lesen eher selten Bücher.
Computerfreaks
Computerfreaks basteln gerne am eigenen Computer. Sie spielen sehr oft Videogames oder nutzen den Computer für kreative Arbeiten wie Videoproduktion. Sie laden gerne Videos ins Netzt und nutzen gerne Foren. Sie gehen gerne ins Kino und schauen auch gerne zuhause Filme. Sie nutzen analoge Medien wie Bücher unterdurchschnittlich.
Musiker
Musiker spielen regelmässig ein eigenes Instrument und produzieren auch eigene Musik am Computer. Oft stellen sie Playlists zusammen und gehen häufig an Partys und Konzerte. Daneben schauen sie oft Filme und Serien und gehen ins Kino. Sie kennen sich sehr gut mit Computern aus und lesen selten Bücher.
Interviewte Personen
Neun Personen haben sich bereit erklärt, einige Fragen zum Thema Mediennutzung zu beantworten. Daraus entstanden Videos zu diversen Themen rund um das Thema Internetnutzung und Onlinesucht.
Bei den neun Personen handelt es sich um acht Nutzer und einen Suchtexperten.
Die Nutzer werden anhand der erwähnten Nutzergruppen eingeteilt. Die Ausnahme bestätigt die Regel. Nicht alle Eigenschaften der einzelnen Nutzer passen immer und es sind auch Überschneidungen möglich.
Matthias Rauh,
Suchtexperte bei der Berner Gesundheit
Delia, Generation Z (ab 1995)
Nutzergruppe: Musikerin, Unterhaltungsorientiert
Dhanush, Generaton Y (1981–1995)
Nutzergruppe: Computerfreak, Unterhaltungsorientiert
Gowtham, Generation Y (1981–1995)
Nutzergruppe: Informationsorientiert
Jomei, Generation Y (1981–1995)
Nutzergruppe: Informationsorientiert, Analog
Kevin, Generation Z (ab 1995)
Nutzergruppe: Unterhaltungsorientiert
Kim, Generation Z (ab 1995)
Nutzergruppe: Unterhaltungsorientiert
Natascha, Generation Y (1981–1995)
Nutzergruppe: Unterhaltungsorientiert
Tina, Generation Z (ab 1995)
Nutzergruppe: Unterhaltungsorientiert
Streaming
Das Streaming von Filmen und Serien wir immer beliebter. 90 % der Schweizer, nutzen Streamingangebote über das Internet. Dazu gehören auch Videoplattformen wie YouTube. Der Fernseher wird oft nur noch als Begleitmedium oder an Live-Veranstaltungen wie Fussballspielen genutzt.
Netflix ist für 53 % der Schweizer die beliebteste kostenpflichtige Streamingplattform. Beim Streaming werden Filme und Serien auf Internetplattformen geschaut. Der Vorteil gegenüber dem linearen Fernsehen ist, dass die Nutzer selbst entschieden können, wann sie, welche Inhalte schauen möchten. Für den Empfang ist kein zusätzliches Empfangsgerät nötig. Wer einen Internetanschluss und ein internetfähiges Gerät hat (Computer, Smartphone, Tablet etc.), kann Netflix, Amazon Prime und Co. empfangen. Die meisten streamen zwischen einer und zwei Stunden am Stück. Doch bei der Umfrage stellte sich heraus, dass über die Hälfte der Teilnehmenden schon länger gestreamt hat als geplant.
78 % der Nutzer kennen den Begriff Binge-Watching nicht. Beim Binge-Watching, auch Komaglotzen oder Serienmarathon genannt, werden mehrere Folgen einer Serie am Stück hintereinander geschaut. Dabei handelt es sich um einen kulturellen Trend, der insbesondere durch die steigende Popularität und Verfügbarkeit von Streaming-Angeboten wie Netflix begünstigt wird.
Netflix und Co. werden am meisten am Fernseher (27,8 %) und vor dem Computer (27,8 %) genutzt. An zweiter Stelle folgt das Smartphone (12,7 %). Sind die Nutzer beim Streamen immer auf den Inhalt fokussiert?
Gründe fürs Binge-Watching
Die Sucht nach Serien kann alle treffen. Laut einer Studie der Frankfurter Fachhochschule schauen wir meist Filme oder Serien, weil wir auf der Suche nach Zugehörigkeit sind. Wir möchten uns mit den Figuren identifizieren und suchen Protagonisten, die uns ähnlich sind oder Personen die so sind, wie wir gerne wären. Wir sind hingezogen zu „interessanten Figuren“. Suchen wir nicht nach Identifikation, suchen wir nach Personen, denen es schlechter geht als uns. Es ist ein befriedigendes Gefühl, sich besser zu fühlen als andere.
Die Funktionen von Streamingdiensten erlauben es gleich nach einer Folge die nächste zu schauen. Der Nutzer muss dafür nichts tun. Das nächste Video wird automatisch abgespielt. Ein weiterer Grund: Netflix produziert seine Serien mit dem Ziel die Spannung aufrecht zu erhalten. Es passiert ständig etwas. Der Zuschauer möchte nichts verpassen. Am Ende einer Folge gibt es meist einen Cliffhanger – ein offenes Ende, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet – und der Zuschauer «muss» die nächste Folge schauen.
Nutzerverhalten und Sucht
Für viele Menschen ist das Smartphone überlebenswichtig. Ist es defekt oder der Akku leer, fühlen sich die Nutzer oft «unwohl, einsam, wütend oder orientierungslos». Die Angst, ohne Mobiltelefon nicht mehr erreichbar und nicht up to date zu sein, wird als «Nomophobie» (aus dem Englischen «No-Mobile-Phone-Phobia») bezeichnet.
Beim grossen Stellenwert, den Smartphones und das Internet einnehmen, fragen sich viele Personen, ob sie eine problematische Internetnutzung aufweisen. In Kollegenkreisen kann es schon mal vorkommen, dass man als «handysüchtig» oder «krank» betitelt wird.
65.2 % der Bevölkerung nutzt das Internet täglich unter 2 Stunden für private Zwecke. 10 % nutzen es zwischen 2 und 3 Stunden. 8 % nutzen das Internet täglich mehr als 3 Stunden für private Zwecke. Das heisst nicht, über drei Stunden Internetnutzung ist man onlinesüchtig.
1 % der Bevölkerung weist eine problematische Internetnutzung auf. Die meisten Behandlungen treten Personen im Alter von 15 bis 34 Jahren an. Innerhalb dieser Gruppe sind die 15- bis 19-Jährigen am meisten betroffen. 7,5 % der Jugendlichen in diesem Alter weisen eine problematische Nutzung auf. Auch wenn Personen bei ihrer Mediennutzung Zeichen eines Abhängigkeitsverhaltens zeigen, muss dies noch keine Onlinesucht bedeuten. Gerade im jungen Alter können Phasen von exzessivem Internetgebrauch auch zur normalen Entwicklung gehören.
Trotzdem sollte die Gefahr nicht unterschätzt werden. Ein grosser Unterschied zwischen stoffgebundenen Süchten wie Drogensucht ist die Verfügbarkeit. Ein Netflix-Abonnement kostet in der günstigsten Variante CHF 11.90. Mit dem Abonnement kann der Nutzer fast endlos in die Welt der Serien und Filme eintauchen und seine Sucht befriedigen. Drogen hingegen sind nicht einfach im nächsten Supermarkt verfügbar und müssen sich erst beschafft werden.
Die Wissenschaft kennt noch keine einheitliche Definition oder Diagnose von Onlinesucht. Der Bund verwendet als Massstab die Auswertung des CIUS-Fragebogens (Compulsive Internet Use Scale) mit 14 Fragen. Zum Fragebogen
Definition
Die Weltgesundheitsorganisation definiert eine Sucht als:
„Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge“. Dabei sind diese Kriterien entscheidend:
- Unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels
- Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung)
- Psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung der Droge
- Schädlichkeit für den Einzelnen und oder die Gesellschaft
- Verlust der Kontrolle über das eigene Verhalten
Der Homburger Wissenschaftler Klaus Wanke schreibt: „Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen des Individuums“.
Es gibt verschiedene Arten von Sucht. Onlinesucht gehört der Sparte der Verhaltenssüchte an. Die Experten sind sich nicht einig, ob Onlinesucht als eigene Sucht anerkennt werden kann oder ob es in Verbindung mit anderen Verhaltenssüchten steht. Die Internetsucht findet in der internationalen Liste der Krankheiten noch keinen Eintrag. Lediglich Game-Sucht ist im Verzeichnis der WHO aufgeführt.
Verhaltenssüchte:
- Geldspielsucht
- Übermässiger Internetkonsum
- Kaufzwang
- Sportsucht
- Arbeitssucht (Workaholism)
- Sexsucht
Eine Sucht entsteht aus dem Zusammenspiel von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren und ist im Grunde genommen eine „erlernte Krankheit“. Bei Aktivitäten die wir geniessen und Freude haben, schüttet der Körper das Glückshormon Dopamin aus. Drogen beeinflussen die Dopaminaussschüttung mithilfe ihrer Wirkstoffe. Studien haben erwiesen, dass auch bei Verhaltenssüchten der Körper auf eine ähnliche Weise beeinflusst wird.
Folgen
Übermässiger Internetkonsum kann negative Folgen mit sich bringen. Sowohl psychische und soziale Probleme können Auswirkungen sein, als auch physische.
Psychische Auswirkungen
Durch die Isolation können sich betroffene sozial zurückziehen und verlieren so den Bezug zu ihrem Umfeld. Freunde und Familie werden für den Konsum vernachlässigt.
Die Leistungen in der Schule und / oder der Arbeit können abnehmen.
Vernachlässigen von alltäglichen Aufgaben und der eigenen Hygiene.
Physische Auswirkungen
Neben langer Bewegungslosigkeit im Bett oder vor dem Computer können auch körperliche Probleme auftreten.
Aufgrund von langen Zeiten vor dem Bildschirm und daraus resultierendem Schlafmangel, kann Übermüdung eine Folge sein. Der hohe Anteil an blauem Licht hemmt die Melatonin-Produktion (Schlafhormon). Wenn Kinder öfters vor dem Bildschirm sitzen, statt draussen zu spielen, können sich schneller Sehschwächen bilden. Das Auge passt sich an die ständige nahe Sicht an und vergrössert sich. Der Augapfel verlängert sich und die Linse und die Hornhaut können das Licht nicht mehr ideal brechen – es kommt zu einer Kurzsichtigkeit. Zusätzlich kann Kurzsichtigkeit durch mangelndes Sonnenlicht gefördert werden.
Wenn Betroffene oft längere Zeit vor dem Bildschirm verkrampfen und stark konzentriert sind, können sich die Muskeln verkrümmen. Diese Verkrümmungen können in Fehlhaltungen wie einem Buckel enden.
Der Handy-Nacken resultiert aus der ständig gesenkten Kopfhaltung. Dadurch wird Druck auf die Halswirbel ausgelöst und Kopfschmerzen entstehen. Um dem entgegenzuwirken, sollte man „gerade“ auf den Bildschirm schauen.
Smarphone-Akne entsteht, wenn das Handy an die Wangen gedrückt wird und Keime und Bakterien auf die Haut übertragen werden. Diese können Ausschlag oder Pickel verursachen.
Durch regelmässiges und langes Tippen mit den Daumen, können sich die Sehnen verdicken. Der Daumen ist übermässig trainiert und wird dicker. Folgen davon können Sehnenscheidenentzündungen sein. Die Schmerzen strahlen in das Handgelenk bis in den Ellenbogen aus. Wird die Entzündung nicht behandelt, kann das Leiden chronisch werden.
Das blaue Licht und seine Schattenseiten
Der Mensch ist sich von der Evolution gewohnt, dass das Tageslicht einen eher hohen Blauanteil hat und sich dieser gegen Abend verringert. Das Auge passt sein Sehvermögen abends den eher dunklen Lichtverhältnissen an und „wechselt“ aus der grünsensitiven Tagessicht auf die blausensitive Nachtsicht. Das blaue Licht kann die Augen schädigen. Es kann zu Entzündungen der Binde- und Hornhaut führen und die Linse und die Netzhaut chronisch schädigen.
Das blaue Licht ist für unser psychisches Wohlbefinden verantwortlich. Es steuert unseren Hormonhaushalt. Ist es hell und blau, schüttet der Körper Serotonin (Glückshormon) und Cortisol (Stresshormon) aus – wir können nicht oder schlechter schlafen.
Suchtgefährdung
Kinder sind ab der Geburt gefährdet in späterem Alter in einer Sucht zu enden. Daher sind die Eltern stark gefordert, um dem Kind die Medien in einem gesunden Mass näher zu bringen. Kinder müssen in ihren ersten Lebensjahren in erster Linie entdecken können. Sie müssen lernen zu sehen, zu tasten, zu schmecken etc. Ein kalter Bildschirm ist in diesen Situationen kontraproduktiv – Bildschirme sind keine Babysitter. Die Kinder gewöhnen sich an die Nutzung von Tablets und entwickeln eine Bindung. Wird ihnen das Gerät weggenommen fühlen sie sich «bestohlen». Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt:
Kinder unter einem Jahr sollten mehrmals täglich auf vielfältige Weise körperlich aktiv sein. Je mehr, desto besser. Kinder die noch nicht krabbeln können sollten mindestens 30 Minuten wach in Bauchlage gelegt werden. Sie sollten nicht länger als eine Stunde angeschnallt sein (Kinderwagen, Hochstuhl etc.)
In diesem Alter sollten die Kinder keine Bildschirmzeit haben.
Kinder von 1-2 Jahren sollten mindestens 180 Minuten täglich auf vielfältige Weise körperlich aktiv sein. Je mehr, desto besser. Sie sollten nicht länger als eine Stunde angeschnallt sein (Kinderwagen, Hochstuhl etc.) oder über einen längeren Zeitraum sitzen. Beim Sitzen, empfiehlt es sich die Zeit für Lesen und Geschichtenerzählen zu nutzen.
In diesem Alter ist die Bildschirmzeit nicht empfohlen.
Kinder 3- 4 Jahren sollten mindestens 180 Minuten täglich auf vielfältige Weise körperlich aktiv sein. Je mehr, desto besser. Sie sollten nicht länger als eine Stunde angeschnallt sein (Kinderwagen, Hochstuhl etc.) oder über einen längeren Zeitraum sitzen. Beim sitzen empfiehlt es sich die Zeit für Lesen und Geschichtenerzählen zu nutzen.
Die Bildschirmzeit sollte maximal eine Stunde betragen.
Doch erste Medienkontakte geschehen vermehrt früher. Die deutsche BLIKK-Studie kam zum Schluss, dass 70 % der 2- bis 5-Jährigen nicht imstande sind, sich über zwei Stunden ohne digitale Medien alleine zu beschäftigen.
Behandlung
Schweizweit gibt es ein grosses Angebot an Beratungsstellen zum Thema Sucht, wo betroffene oder Angehörige Hilfe und Unterstützung finden.
Oft melden sich Angehörige oder Kollegen zur problematischen Nutzung von Personen.
Therapie ist immer ein Lernprozess. Die angelernte Störung wird wieder „weggelernt“. Dabei ist das Ziel des Therapeuten die Hilfe zur Selbsthilfe. Das Ziel ist es, die negativen Symptome und die Onlinezeit zu reduzieren, nicht eine totale Abstinenz.
Bei Onlinesucht wendet die Berner Gesundheit die systemische Therapie an. Bei dieser Form der Behandlung werden die Angehörigen ebenfalls in die Therapie integriert. Unter der Leitung des Therapeuten werden im ersten Schritt die Probleme erfasst und die Ursache davon gesucht. Anschliessend werden gemeinsam Ziele festgelegt, die der Kunde versucht einzuhalten. Dabei wird möglichst darauf geachtet die Anliegen der Behandelten zu berücksichtigen. In Folge der Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen soll sich auch das Befinden der einzelnen Familienmitglieder bessern. Der Therapeut erarbeitet neue Verhaltens und Interaktionsmuster miteinander.
In 80 % der Fälle bringt die ambulante Therapie bereits sehr viel und die Behandelten gehen zufrieden heraus. Bei extremen Fällen wird eine stationäre Behandlung angewandt. Dies passiert oft bei substanzgebundenen Süchten wie einer Drogensucht. Die betroffene Person wird aus dem Umfeld herausgerissen und erfährt eine Musterunterbrechung – Etwas, was bisher immer auf dieselbe Weise gemacht wurde, wird anders gemacht und dadurch bewusst neu erlebt. Diese Form von Behandlung kann auch bei Verhaltenssüchten eingesetzt werden. Z. B. können alle Social Media Kanäle geschlossen werden.
Die Schwierigkeit bei Musterunterbrechungen mit problematischer Internetnutzung ist, dass sich diese oft schwer mit dem Alltag der Betroffenen vereinbaren lässt. Daher haben sich in der Behandlung von Verhaltenssüchten verhaltenstherapeutische und kognitive Behandlungen bewährt. Die Betroffenen erlernen darin einen kontrollierten Umgang mit den Tätigkeiten.
Empfehlungen
Sehen Sie bei sich selbst eine mögliche problematische oder symptomatische Nutzung, sind Sie bereits einen Schritt weiter. Um zu sehen, ob Sie gefährdet sind, sollten Sie den CIUS-Test machen.
- Versuchen Sie Ihre Nutzung aktiv zu beobachten. Das klingt einfacher als es ist. Achten Sie auf Ihre Onlinenutzung und auf Tätigkeiten ohne Mehrwert, bspw. durchscrollen eines Facebook-Feeds ohne genaues Ziel. Versuchen Sie in einem zweiten Schritt die unnötigen Onlinekontakte zu reduzieren.
- iOS-Geräte von Apple bieten die eigene Funktion Bildschirmzeit, um die eigene Aktivität zu überwachen. Für Android gibt es die externen Apps ( OFFTIME ) – Life unplugged. und QualityTime – die digitale Diät.
- Bei Aktivitäten am Fernseher oder Spiele an Spielekonsolen sollten Sie sich ein Ziel setzten und versuchen nach einer bestimmten Zeit damit aufzuhören. Es empfiehlt sich einen Wecker zu stellen. Der Unterbruch durch das Klingeln dient dazu, aus der Tätigkeit herausgeholt zu werden.
- Sprechen Sie mit Angehörigen und Kollegen über Ihre Vermutung. Können Sie diese Vermutung bestätigen?
Bei Kindern und Jugendlichen
Bei Kindern und Jugendlichen ist es in erster Linie wichtig, dass Eltern, Lehr- und Betreuungspersonen sich für die Aktivitäten im Internet interessieren.
2 – 5 Jahre
30 Minuten Aufmerksamkeitsphase ist ein Richtwert.
Wie viel Ihr Kind verträgt, können Sie am besten einschätzen.
6 – 12 Jahre
- Wochentags sollten jüngere Kinder nicht länger als 60 Minuten vor dem Bildschirm sitzen, ältere Kinder nicht mehr als 90 Minuten.
- Pro Woche reichen für 6- bis 9-Jährige 5 Stunden, für 10- bis 12-Jährige maximal 10 Stunden.
Ab 13 Jahren
Loslassen, aber nicht allein lassen.
- Vereinbaren Sie gemeinsam Regeln. Und sorgen Sie dafür, dass sie eingehalten werden.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind die Kontakte im realen Leben nicht vernachlässigt. Es sollte eine Balance zwischen Online- und Offline-Aktivitäten bestehen.
- Sorgen Sie auch für bewusste handy-freie Zeiten. Und gehen Sie als gutes Vorbild voran.
- Ihr Kind soll Altersempfehlungen ernst nehmen – von sozialen Netzwerken, Chats, Filmen und Games.
- Thematisieren Sie Wirkungen im Internet – die Bedeutung von sexy Darstellungen oder stereotypen Geschlechterrollen beispielsweise.
Fachstellen
Generelle Informationen und Hilfe
Die Plattform infoset bietet eine Übersicht zu Anlaufstellen zu diversen Gesundheitsthemen schweizweit.
Sucht Schweiz veröffentlicht Statistiken und Broschüren.
infodrog ist die Info- und Koordinationsstelle Sucht
Infoportal des Bundes zu Jugend und Medien
Zentrum für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
Online-Tests
https://www.suchtpraevention-zh.ch/selbsttest/online-konsum/
Fachinformationen für Interessierte
World Internet Project Switzerland (Universität Zürich)
Studien zur Mediennutzung der ZHAW
Studien zu problematischer Mediennutzung der ZHAW
Über das Projekt
Webdesign und Konzeption: Philip Salzmann
Fotos, Videos, Illustrationen: Philip Salzmann
Instrumente und Loops: Garage Band
Musik-Arrangement: Philip Salzmann
Backend: WordPress
Herzlichen Dank an die Interviewten und Matthias Rauh von der Berner Gesundheit.
Diese Webseite wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit für die Berner Fachhochschule und die HTW Chur erstellt.
Social Media und Gesellschaft
Fast die Hälfte der Befragten nutzt das Internet hauptsächlich für den Kontakt mit Personen.
Etwa 4,4 Millionen Schweizerinnen und Schweizer nutzen ein oder mehrere Social Media Netzwerke. Die am meisten genutzte Plattform ist Facebook (3,8 Mio.) gefolgt von Instagram (2,5 Mio.) und Snapchat (1,4 Mio.)
YouTube, als eine Grenzform von Social Media, wird von 5,5 Millionen Schweizerinnen und Schweizern genutzt.
Beliebteste Social Media Plattformen bei 15- bis 25-jährigen
Instagram und Snapchat – beides Apps, um Fotos zu teilen und anzuschauen – sind die Favoriten bei den 12- bis 19-Jährigen in der Schweiz. Vier von fünf Jugendlichen haben hier gemäss JAMES-Studie 2018 eine Mitgliedschaft. Facebook hingegen – bis vor kurzem noch Spitzenreiter – verliert an Beliebtheit, vor allem bei Jüngeren.
94 % der Jugendlichen in der Schweiz haben mindesten ein Profil bei einem sozialen Netzwerk. 90 % davon nutzen die Plattformen täglich oder mehrmals wöchentlich.
Soziale Medien erlauben es den Nutzern sich über weite Distanzen auszutauschen und mit Freunden und Verwandten, Inhalte zu teilen. Die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme ist im Internet geringer, was auf den ersten Blick positiv ist. Durch die niedrigere Hemmschwelle kommt es schneller zu Mobbing (Cyber-Mobbing) und kann im Extremfall auch in sexuellen Übergriffen enden.
Aufgrund der ständigen Verfügbarkeit entsteht eine 24-Stunden Gesellschaft. Da die Leute bereits mit dem Handy aufwachen und einschlafen, sind sie rund 16 Stunden am Tag permanent erreichbar. Nach der Arbeit können immer noch E-Mails und Anrufe empfangenwerden. Aufgrund von WhatsApp sinkt auch die Hemmschwelle kurz eine Nachricht für die Arbeit zu verfassen oder zu lesen.
34 % fühlen sich gelegentlich gestresst, wenn sie immer verfügbar sind.
58 % fühlen sich sogar gestresst, wenn sich nicht immer online sind.